Künstlerin Jay Finger - Ein Interview

Künstler:innen im Gespräch
Das Gespräch mit Jay Finger führte Catia Corradini am 22.02.2025

24.03.2025
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Gleich zu Beginn herzlichen Dank Jay Finger, für deine Bereitschaft uns für Styrian Summer Art das erste Interview der Saison zu geben!

Styrian Summer Art: Du hast uns für dieses Jahr einen Ausschnitt aus einem deiner aktuellen Werke als Sujet für unsere Plakate und Flyer (und auch für unsere Zertifikate) zur Verfügung gestellt, an dieser Stelle herzlichen Dank dafür!

Jay Finger: "Bitte sehr!"

Styrian Summer Art: Es nennt sich "Bis zum Hals" und ist ein Bild, dass man gesehen haben muss, denn es geht wirklich unter die Haut….Was ist dir wichtig, dass wir noch dazu erfahren – möchtest du überhaupt etwas Ergänzendes sagen?

Jay Finger: "Ich kann etwas Ergänzendes sagen, aber ich glaube, dass es für die meisten am besten ist, das ein bisschen offen zu lassen - damit sie sich selbst für Kunst interessieren. Wenn man nicht alles genau gesagt bekommt, hat man die Freiheit, selbst etwas in einem Bild zu sehen. Das Bild ist teilweise über die Umwelt - es ist übrigens hier bei mir – unter der Wasseroberfläche sammelt ein Mann Plastik und man sieht Rinder…sie stehen im Zusammenhang mit der Erderwärmung. Wir müssen schauen, wie es uns in Zukunft ergehen wird. Ganz oben auf der Wasseroberfläche ist ein Baby im Flamingo es symbolisiert die Einstellung vieler Menschen, denen, solange es ihnen gut geht, alles egal ist - ohne Empfindung dafür, wie schrecklich es manchen geht."

Styrian Summer Art: Storytelling und Expression, das wird eine spannende Kombination im Acrylmalerei-Workshop in Pöllau, bei Styrian Summer Art vom 27. Bis 29. Juni.
Wie kam es zu diesem Thema?

Jay Finger: "Das ist eigentlich die Art und Weise, wie ich selbst male – ich male zwar auch gerne direkt vom Modell, aber wenn ich ein Bild komponiere, will ich etwas sagen! Ein bisschen wie in einer Geschichte, d.h. man hat Darsteller und die gehen auf eine Reise - natürlich sollte das offen sein für den Betrachter oder die Betrachterin, aber ich will ein bisschen dazu inspirieren, auf die Komposition hin zu arbeiten, eine Aussage zu treffen, bevor einfach drauflosgearbeitet wird. Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, sich selbst in der Zeit zu verlieren und nicht nur an das endgültige Ergebnis zu denken, sondern Spaß am Malen und an dieser Aussage und der mit dem Bild unternommenen Reise zu haben."

Styrian Summer Art: Was ist das Beste, das Schönste am Malen für dich?

Jay Finger: "Beim Malen vergesse ich alles, die Zeit steht und man geht auf die Mal-Reise, mit Farbe und Form und erkennt, wie wunderschön die Welt ist."

Styrian Summer Art: Jay, du bist gebürtige Kalifornierin und bist nach einem spannenden Berufsleben als Architektin in L.A. 1989 nach Europa zunächst nach Mannheim /D gegangen und lebst seit längerem in Klosterneuburg.

Würdest du sagen, dass sich dieser "Ortswechsel" auf deine künstlerische Arbeit ausgewirkt hat - wenn ja, was ich annehme, auf welche Art?

Jay Finger: "Oh, das ist schwer zu sagen. Ich war immer Künstlerin, auch als Architektin, war ich im Entwurfsdesign. Als ich vor 30 Jahren ein Baby bekam, wollte ich so viel wie möglich bei ihm sein und habe daher mit dem Malen angefangen und seitdem immer gemalt. Am Anfang, bald nach dem Ortwechsel, habe ich begonnen viele Bilder von sonnigen Orten zu malen, vom Meer und wo die Sonne wirklich herunterknallt und die Schatten sehr deutlich werden. Ich vermute, weil man hier im Winter viel Zeit in Innenräumen verbringen muss.

Styrian Summer Art: Was hat dich bewogen, obwohl du Bildhauerei und Architektur in Northridge/L.A. studiert hast, schließlich als Malerin zu arbeiten?

Jay Finger: "Ich wollte immer Malerin werden! Aber wenn man Eltern das sagt, wird man damit konfrontiert, dass es finanziell schwierig ist als solche zu leben. Manche, die es schaffen, beschäftigen sich auch viel mit Marketing und das hat wenig mit Kunst zu tun. Ich habe, sobald es mir möglich war, mit dem Malen begonnen."

Styrian Summer Art: Ich zitiere dich wörtlich: "Wir alle müssen beginnen, daran zu arbeiten, damit diese Welt ein besserer Ort wird, und zwar schnell!"
Wie siehst du deinen Beitrag als Künstlerin?

Jay Finger: "Ich versuche etwas mit meinen Bildern zu sagen. Ich glaube wirklich, dass diese Veränderung bei uns selbst beginnen muss. Ich will an niemanden appellieren, das muss man in sich selbst spüren. Aber wir versinken im Konsum, im Plastik…eigentlich wollen sich die Menschen wahnsinnig ändern, obwohl sie vom Sternenstaub gekommen sind und im Grunde in sich perfekt, meiner Meinung nach müssen wir uns besser um die Erde kümmern.

Styrian Summer Art: Du bist eine erfahrene Kunstpädagogin und wir dürfen dich dieses Jahr erstmals in Pöllau bei Styrian Summer Art als künstlerische Workshopleiterin bei Styrian Summer Art willkommen heißen! Was wünschst du dir für dich und die Workshop-Teilnehmer:innen am meisten? Beziehungsweise deine Vision dazu.

Jay Finger: "Ich komme tatsächlich zum ersten Mal nach Pöllau! Meine Vision ist, dass man Spaß hat! Wirklich Spaß an der Arbeit haben, zu seiner eigenen Handschrift kommen und versuchen in seinen Bildern etwas auszusagen, seinen Selbstausdruck finden!"

Workshop Jay Finger

Website Jay Finger

Foto: Jay Finger